Angelika Schneeberger und Angelika Kissing

Unter diesem Titel eröffnet am Freitag, dem 11.04.2025 um 18:00 Uhr der Kölner Haus-und Grundbesitzerverein von 1888 in der Hauptgeschäftsstelle in Köln eine Ausstellung, die zu einem sinnlichen Erlebnis einlädt und mit extremen Überraschungen aufwartet.

Zwei künstlerische Positionen, zwei Temperamente

Während Angelika Schneeberger mit Tuschelinien poetisch komponierte Naturszenen erschafft, entwirft Angelika Kissing eine abstrakte Malerei, welche starre Leinwände zum Vibrieren bringt. Kontrastreiche Farbfülle wird hier einer realistischen, oft zarten Naturstudie gegenübergestellt.

Vergleichen könnte man Angelika Schneeberger mit einer Jägerin, die auf der Pirsch sich inspirieren lässt und Pflanzen, Bäume, Lichtsequenzen oder Parksituationen im Skizzenbuch festhält. Zeitlich versetzt wird aus einem flüchtigen Eindruck eine vorbereitende Skizze, die genauer und später präzise ausformuliert in Tusche und strukturgebenden Linien oder Punkten auf dem Papier erscheint. In feinziselierte Zeichensprache wird ein Naturmotiv wie ein Baum oder eine Ranke auf das Blatt gebannt. Eine sehr kritische Befragung, ob Formen, Licht und Schatten exakt der bildnerischen Intention entsprechen ist der weitere Schritt. Erst auf den Zweiten Blick verraten ihre Werke die komprimierte Energie und ihr Potential. Wie in dem Bild „Auf Hügeln“ aus dem Jahr 2024 bedarf es etwas Zeit bis einzelne Formen oder Schattenpartien näher zu entschlüsseln sind. Die Farbe spielt eine winzige Rolle und wird ausschließlich in zarten Flächen die Untermalung bieten, die den Gesamteindruck ergänzt. Eine kreative Welt in der Groß gedacht wird! Makrokosmos und Mikrokosmos greifen ineinander. In diesen grafischen Bildern ist das Präzise der gekonnte Gegenspieler zum Geheimnisvollen Mysterium Natur geworden.

Farben sind Taten des Lichtes

Farben sind Taten des Lichtes, soweit sind Frau Kissing und Goethe sich einig. Bei den Werken dieser Künstlerin sind klare, abstrakte Formen die Protagonisten, frei nach dem Motto: Was passiert wenn ein kicherndes Gelb einem naiven Rosa antwortet. Wer bei den Werken von Angelika Kissing an kühle Mathematik denkt, liegt aber falsch.
Beispielhaft für eine farbintensive Komposition steht das Bild mit dem Titel „Februar 2024“. Kontrastreiche Farben in zuvor ausgewählter Farbfamilie ja, Inhaltlichkeit nein. Hier geht es um Bewegung, Dialoge und Rhythmus. Wie hell oder intensiv ein Nachbar zum anderen sein darf wird eher intuitiv entschieden. Energetische Konzepte entwirft die Künstlerin, die von der Magie der Farbe als Klang ebenso berichten, wie sie auch Emotionen transportieren. Verwundert sein darf der Betrachter bei dieser sehr kraftvollen Malereireflexion ganz besonders über eines, die unendliche Vielfalt der Konstellationen des geometrischen Formenvokabulars. Ob es Streifen, Dreiecke oder Kreise sind, unter den Händen dieser Malerin formieren sie sich zu einem Ballett, die Tempi können sehr extrem sein, künden aber immer von der Kraft, mit der sich einzelne Farben den Raum erobern. Im Atelier von Frau Kissing zumindest hat niemand Angst vor Gelb, Blau und Rot. Farbenergie in üppiger Fülle hat hier die Oberhand.
Die Komposition der Werke und die austarierte Abstraktion sind nie kalt oder steif. Die Bilder dieser Künstlerin handeln von der Komplexität des Erkennens, Wahrnehmens und Denkens.

Weniger ist mehr

Die Werke von Frau Schneeberger berichten in seismographischer Sensibilität von kleinen und großen Motivkreisen aus der Natur.
Weniger ist mehr! Wie in den Japanischen Tuschebildern, kann auch in den Arbeiten von Angelika Schneeberger ein Baum den ganzen Kosmos beschreiben.
Insofern eine Ausstellung vom Suchen und Finden, lassen sie sich inspirieren von einer dialogischen und heiteren Ausstellung.

Text: Ute Kaldune

Der Eintritt ist frei und jeder ist willkommen.

Abbildungen: 

1) links: Angelika Schneeberger, Auf Hügeln, 2024, Tusche, Aquarell, 80x60cm

2) rechts: Angelika Kissing, Februar 2024, 100x100 cm, Acryl auf Leinwand