Stille Zeugen
Viviana Meretta
Stille Zeugen - unter diesem Titel eröffnet der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888 in seiner Hauptgeschäftsstelle in Köln eine Ausstellung von Viviana Meretta. Am Freitag, dem 10.06.2022 um 18:00 Uhr findet die Vernissage dieser international erfolgreichen Bildhauerin statt.
Ziel der Künstlerin ist es, neue Blickwinkel auf die Themenfelder von Stabilität und Fragilität zu entwickeln und mit stark abstrahierten Skulpturen gedankliche Reisen zu provozieren.
Die Ausstellung ist geprägt von einer stillen Harmonie und einer extremen Qualität, die sich da offenbart, wo mit gekonnter Perfektion eine amorphe Form auf einem Sockel wohnt, so als hätte diese dort schon 200 Jahre verbracht. Der Titel „Fragile Stabilität“ ist im Wortsinne umgesetzt, denn die Kante, auf der die Form aus Alabaster platziert ist, bietet nur einen vagen Halt.
Materielle Aspekte, räumliche Spannungsbögen und nachdenkliche Philosophie gehen hier eine Ehe ein, die impulsartig unsere Gedanken verändert und genau diese Vektoränderung ist die Faszination, die zum Markenzeichen von Viviana Meretta geworden ist.
Hier werden die Skulpturen zu Zeugen einer emotionalen Situation, die von Fragilität und Veränderung geprägt ist. Marmor, Stein, Alabaster, Ton und Holz werden zu verdichteten Kürzeln, die Formen selber basieren auf einer aus der Natur oder von menschlichen Körpern abgeleiteten Urform. Komprimierung und Vereinfachung als Vehikel der kreativen Umwandlung einer bekannten Form.
Die ungewöhnliche Kombination von Materialien oder die provokant vertauschte Stapelung von Formen und Sockeln, die in der Mitte der Arbeit zu finden sind, machen diese Ausstellung zu einer Chance, sich überraschen zu lassen. Die Künstlerin, die sich selber bisweilen „Raumforscherin“ nennt, präsentiert hier ein Koordinatensystem aus Linien und Volumen und der Raum ist das zentrale Thema, welches diese Werke kennzeichnet.
Raum als Realität, der von den Arbeiten eingenommen wird, ist damit ebenso gemeint wie der gedankliche Raum der Betrachter. Die Kölner Ausstellung zeigt als Schwerpunkt die Arbeiten von 2020 bis 2022. Skulpturen und Zeichnungen stehen in einem spannungsreichen Dialog. Diese zwei Jahre sind eine Schaffensphase in der Viviana Meretta besonders experimentierfreudig mit klassischen Materialien wie Stein, aber auch mit Holz und zerbrechlichen Materialien wie ungebranntem Ton gearbeitet hat. Jenseits eines engeren Kunstbegriffs kann der Besucher der Ausstellung von vertikal zu horizontal, von Gesamtform zu Ausschnitten aus einer Form gedanklich wandern und feststellen, wie nahe sich Lyrik und Bildhauerei kommen können.
Ein Geheimnis bleibt aber deutlich sichtbar und ist verwirrend schön: Wie vermag es die Künstlerin einen Stein zu verflüssigen, so dass die Form aussieht als wäre es nie ein Stein gewesen. Genau genommen könnte man vermuten, höhere Wesen befahlen ihm sich umzuformen. Mit den Arbeiten von Viviana Meretta wird die Ausstellung zu einem Ort, wo der traditionelle Skulpturenbegriff neu definiert wird: Ein poetischer Kommentar zur Welt und zugleich geheimnisvolle Zeugen innerer Welten, beziehungsweise in Form manifestierte Konklusion.
Text: Ute Kaldune
Termin
- 10. Juni 2022
- 18:00 Uhr
Veranstaltungsort
Künstler
Viviana Meretta
Hinweis
Auf dieser Veranstaltung werden Fotos gemacht, mit deren späteren Verwendung Sie sich durch den Besuch einverstanden erklären.